Connie Forner im Interview

Meet Connie: Neue Kommunikationsexpertin bei der change factory

Was siehst du als deine „Superpower“an?

Die Fähigkeit, in andere Rollen zu schlüpfen; Perspektiven zu wechseln und – letztlich dadurch – mit Neuem, auch Unerwartetem umzugehen.

Dazu eine Anekdote. Ohne jegliche Vorkenntnisse in Architektur, Bau oder Handwerk, habe ich 2010 die Bauleitung für unser Haus im Chiemgau übernommen. Ich betrat ein völlig unbekanntes Metier, als Frau in einem frauenunterrepräsentierten Umfeld. Dazu in einer Region, in der die Beauftragung des baugewerblichen Lokalmatadors ein ungeschriebenes Gesetz war, an das ich mich nicht halten wollte. Die Voraussetzungen waren nicht ideal, ich hatte viele fachliche und zwischenmenschliche Hürden zu nehmen und mein Nervenkostüm verlor deutlich an Umfang. Aber unser Haus wurde nach 10 Monaten – vom Spatenstich bis zum Aufstellen des ersten Blumenstraußes – fertiggestellt.

Für meine Kommunikationsaufträge muss ich genau das auch tun: mich in Neues oder Unerwartetes eindenken, die verschiedenen Perspektiven erkennen, die richtige Ansprache finden. Die Grundprinzipien bei der Beurteilung und Umsetzung eines Projektes sind in der Regel dieselben. Um dann die Details herauszuarbeiten, müssen Themen von verschiedenen Seiten beleuchtet werden, nämlich im Kontext derer, die direkt oder indirekt involviert sind. Mit dem richtigen Handwerkszeug entstehen dann die einzelnen Puzzleteile der Kommunikation – eine persönliche Mitarbeiteransprache, eine Pressemeldung, ein Führungskräftedialog oder Social Media Post.

Wovon lässt du dich inspirieren?

Von intelligentem Humor. Für mich ist er vergnüglicher intellektueller Reiz, kitzelt meine emotionalen Antennen, schärft meine Wahrnehmung und hat oft einen ausgiebigen amüsanten Nachhall. Humor löst bei mir Nachdenken, Weiterdenken, Umdenken, Erdenken aus.

Gleichzeitig schätze ich meine Familie als Impulsgeber unglaublich. Mein Mann ist u.a. mein entrepreneurial Leuchtfeuer, mein gesellschaftspolitischer Zeigefinger, mein beruflicher Sparringspartner, meine Geduldsprobe. Meine Kinder haben mich zu einer sehr aufmerksamen (privaten und beruflichen) Kommunikatorin gemacht. Und tun es noch heute. Mit ihrer Neugier, kindlichen Naivität, emotionalen und impulsiven Bandbreite haben sie meinen Sinn für das Einfühlen in meine Gesprächspartner*innen massiv geschärft. In vielen Fällen ist Kommunikation die Vorbereitung auf eine Reise – mit meinem Gegenüber bespreche ich: Wann, wie, wo geht’s los? Was kann von der Reise erwartet werden; was wird erwartet. Wie kann die Reise mitgestaltet werden? Wann, wie, wo ist Ankunft? Meine Kinder erinnern mich immer wieder an dieses Prinzip und an eine präzise Wortwahl.

Wer sind deine „Helden des Alltags“?

Ich ziehe den Hut vor Alleinerziehenden, die Einkommen, Erziehung und Fürsorge, mitunter lebensnotwendige Entscheidungen – schlicht den Alltagswahnsinn – unter Verantwortung für ein oder mehrere Menschen nur auf sich selbst gestellt regeln müssen. Allein zu stemmen, was sich in der Regel ein Paar teilt, ist anstrengend und eine unglaubliche Leistung.

Außerdem bin ich dankbar für Menschen, die Berufe ausüben, ohne die unser Leben – insbesondere in einer Stadt wie Berlin – im Chaos und Gestank versinken würde. Wie die Müllabfuhrteams. Sie machen sich buchstäblich die Hände schmutzig, damit wir sauber bleiben. Ich bin großer Fan der BSR – die Mannschaft, die in unserer Straße den Müll abholt, ist immer gut gelaunt und die Werbung der BSR ist seit Jahren amüsantes Wortspiel („Wir leeren nicht nur, sondern lehren auch!“). Danke Müllteams!

Wie lange, meinst du, wird es noch Bedarf für Change Beratung geben?

Ich hole ein bisschen weiter aus und blicke zunächst zurück, bevor ich vorausblicke. Change Management gab es, bevor es ein branchenkonstituierendes Kompetenzfeld wurde. Viele Unternehmen mussten auch in vergangenen Jahrzehnten Veränderung anstoßen und meistern. Das haben sie oft intern oder schon in der Vergangenheit mit externer Unterstützung gemacht. Massiv geändert haben sich Technologien, damit auch die Dynamik von Märkten, die Komplexität unserer (Geschäfts)Welt. Das erfordert neue strukturelle Muster und Entscheidungsprozesse. Und das eben bei vielen, nicht bei wenigen. Eine Organisation kann von branchen- und organisationsübergreifenden Erfahrungen und Kenntnissen profitieren. Wenn andere schon schwierige Veränderungsprozesse gemeistert haben, orientiert man sich gern an diesen Erfolgen. Die Nachfrage nach Change-Beratung ist mit zunehmendem technologischen Fortschritt und Komplexität gestiegen. Ich glaube, unsere Welt wird – auf absehbare Zeit – nicht an Komplexität verlieren. Mit dieser müssen wir Menschen also umgehen (lernen). So lang es Organisationen gibt, die von Menschen, mit Menschen geführt werden, wird es jene Menschen geben (müssen), die mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen helfen können.

Spannend wäre, den Gedanken in die ferne Zukunft weiterzuspinnen und das Thema zum Beispiel im Kontext von KI zu diskutieren. Technologische Fortschritte haben stets zu großen gesellschaftlichen und unternehmerischen Veränderungen geführt. Künstliche Intelligenz soll unser Leben besser machen, in dem sie es vereinfacht. Was wird diese Vereinfachung, das künstliche Vordenken und Entscheiden wohl mit unserer menschlichen Intelligenz, Entscheidungsfähigkeit und Verhaltensmustern machen? Wie gestaltet sich diese Co-Existenz, wenn KI unsere Abläufe des öffentlichen Lebens oder unternehmerischer Tätigkeit erheblich regelt? Dann brauchen Menschen (und Unternehmen) vielleicht eine Change-Beratung ganz anderer Art, um die Facetten zu stärken, die wir bspw. „gesunden Menschenverstand“, „emotionale Intelligenz“ oder die „persönliche Note“ nennen. Spannende philosophische Frage, die erahnen lässt, das Change-Management und -beratung auch im Kontext von KI nicht obsolet werden.

Was machst du in deiner Freizeit? Und hat das auch einen Einfluss auf deine Arbeit?

Hier formuliere ich ein bisschen um: was mich in meiner Freizeit anspornt, ist auch der Treibstoff für mein berufliches Tun. Von Natur aus bin ich geschäftig; Langeweile kenne ich nicht. Ich bin wahnsinnig neugierig und finde es großartig, Menschen anderer Länder und Kulturen zu treffen. Der Grund, aus dem ich ein paar Monate zur UNO gegangen bin – ein Feuerwerk an Vielfalt. Ich komme leicht mit Menschen ins Gespräch, kann regelrecht zur Interviewerin werden, sobald ein spannendes Stichwort fällt. Das sind beste Voraussetzungen für meinen Kommunikationsberuf.

Gleichzeitig strenge ich mich sehr gern an. So beim Yoga, Mountainbiken oder einem komplexen Kommunikationskonzept, das vielen inhaltlichen Facetten gerecht werden muss.

Außerdem bin ich für mein Leben gern Gastgeberin. Ich gehe vollkommen auf in Gesellschaft toller Menschen, bei aufwendigem Essen, spritzigem Wein und tiefgründigen, witzigen Gesprächen. Drum lebe ich auch nach dem Motto – feiere die Feste, wie sie fallen. Und zwischendrin. So halte ich es auch beruflich: sorgfältig, herzlich, anregend, analytisch, humorvoll, ein Miteinander auf Augenhöhe und ich animiere dazu, Milestones und Erfolge gemeinsam zu feiern.

  

 

 

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