Virtuelle Müdigkeit

Kennen Sie das? Den Blick auf den Kalender und das Gefühl, dass man von einem online-Meeting zum nächsten hetzt? Denn wir packen uns mehr virtuelle Meetings in den Arbeitstag als wir es wahrscheinlich in einem „normalen“ Büroumfeld tun würden. Und das raubt ganz schön viel Kraft, sagen auch Experten, wie z.B. INSEAD Business School Associate Professor Gianpiero Petriglieri1). Die Gründe dafür sind vielfältig: So widmen wir der Körpersprache unserer (oft vielen) Gegenüber sehr viel Aufmerksamkeit und checken teilweise permanent unser eigenes Aussehen und Wirken in der Kamera. Auch das „Anstarren“ vieler Gesichter ist eine ständige Stimulation und sehr kraftraubend - ebenso wie die Unfähigkeit, eine Pause einzulegen, uns zu bewegen oder unsere Umgebung zu verändern (was natürlich auch in Präsenz-Meetings gilt). All‘ das macht uns müder als wir denken.

virtuelle Müdigkeit

Sie wollen jetzt wissen, wie Sie diese „virtuelle Erschöpfung“ reduzieren und wieder eine gesunde Balance in Ihren Home-Office-Alltag bringen können? Dann haben wir ein paar Tipps für Sie:

  • Reduzieren Sie virtuelle Besprechungen auf die wesentlichen
    5-6 virtuelle Meetings von mehr als einer Stunde zehren ganz schön am Energiehaushalt der meisten Menschen. Fragen Sie sich also immer, ob es einen wirklichen Grund gibt, das Meeting durchzuführen oder Sie nicht andere Möglichkeiten für den Austausch haben, wie z.B. asynchrone Kollaborationsarbeit (Beiträge auf MS-Teams, E-Mail-Austausch, kurze Telefonate, Notizen zu freigegebenen Dokumenten, etc.).
  • Verkürzen Sie Meetings
    Ein strikter Zeitansatz von 45 bis 50 Minuten pro Meeting in Kombination mit einer guten Moderation fördern die „Diskussionsdisziplin“ und zwingen die Teilnehmer, sich zu fokussieren. Arbeiten Sie mit backlogs/Themenspeichern und halten Sie getroffene Entscheidungen für alle sichtbar fest.
  • Reduzieren Sie die eingeladenen Personen auf das wesentliche Minimum
    Auch wenn virtuelle Formate verlockend erscheinen, jeden einzuladen, der möglicherweise Interesse hat oder Input geben kann, bedenken Sie: Je mehr Personen Sie hinzufügen, desto komplexer wird der Austausch und das „Stimmengewirr“.
  • Planen Sie Ihre persönlichen Pausen
    Manche fühlen sich möglicherweise unter Druck gesetzt, ihrem Team oder Manager „aus der Ferne“ zu beweisen, dass sie tatsächlich arbeiten. Nehmen Sie sich nach jedem Meeting 10 Minuten Pause – für einen Snack/Drink, ein kurzes Luftschnappen, ein „Hallo“ für Ihre kids, eine kurze Dehnübung oder alles andere, was Ihnen persönlich guttut. Und planen Sie bewusst eine echte „offline-Mittagspause“ von ca. einer Stunde ein, um z.B. als berufstätiger Elternteil diese Zeit für die Familie (Hausaufgaben, Kinder-Sorgen, etc.) zu nutzen.
  • Planen Sie Ihre virtuellen Meetings (genauso wie Präsenz-Termine) für alle Teilnehmer frühzeitig und setzen Sie diese nicht spontan an, weil es virtuell „so einfach“ erscheint. Erstellen Sie ggf. in Ihrem Team eine Übersicht mit den Verfügbarkeiten und für sehr eilige Themen eine Liste mit „Notfall-Kontaktinformationen“ (die aber auch nur dafür dienen sollte!).
  • Für berufstätige (alleinerziehende) Eltern: Erstellen Sie mit Ihren Kindern einen Zeitplan für den gesamten Familientag/die ganze Woche. So sehen Ihre Kinder die Zeiten, wann Mama oder/und Papa wegen „virtueller Treffen“ nicht greifbar sind. Platzieren Sie diese Übersicht an einem für alle gut sichtbaren Platz zuhause.
  • Reservieren Sie – wie auch sonst – Zeiträume für konzeptionelle Arbeit und planen Sie während dieser Zeiträume keine Besprechungen.
  • Lassen Sie Ihre Teilnehmer entscheiden, ob die Kamera eingeschaltet ist und überlegen Sie auch immer selbst, wann Sie sich zeigen wollen. Bei großen Gruppenbesprechungen mit vorwiegend „Informationscharakter“ kann es sinnvoll sein, ohne Kamera zu arbeiten und die Zeit des Zuhörens für Dehnübungen oder eine andere Sitzpositionen zu nutzen.
  • Experimentieren Sie mit „Mindfulness Übungen“: Machen Sie vor Betreten des virtuellen Raumes einige ganz bewusste Atemzüge und spüren Sie Ihren Körper auf dem Stuhl. Begrüßen Sie jeden der Teilnehmer mit voller Aufmerksamkeit und widerstehen Sie der Verlockung des Multitaskings, wie z.B. das Lesen oder Bearbeiten von Emails oder gar das Annehmen paralleler Anrufe. 

Vielen unserer Kunden haben diese kleinen Tipps schon geholfen, um aus dem “virtuellen Hamsterrad” zu kommen. Und falls Sie noch weitere Unterstützung braucht, weil vielleicht ein grundlegendes Thema hinter Ihrer “virtuellen Müdigkeit” steckt, dann helfen wir Ihnen gerne weiter, daran zu arbeiten. Dr. Stefan Fries, einer unserer vier Geschäftsführer, freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme (Stefan.fries@change-factory.de). 

1) https://www.bbc.com/worklife/article/20200421-why-zoom-video-chats-are-so-exhausting

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